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Dienstag, 21. November 2006

Killer @ Schule

Wenn man vom Mathelehrer mit "Nun packt aber eure Kalashnikows weg, wir fangen mit dem Unterricht an" begrüßt wird, wird man unweigerlich an die Nachrichten erinnert, die man nebenbei vielleicht beim Zappen, oder durch die News, wenn man auf den Beginn eines Spielfilms wartete, gehört hatte.
Bowling for Emsdetten. Viele, Experten, Lehrkräfte, Eltern, wurden gestern durch den Amoklauf an der Realschule in die vermeintliche Realität zurückgeholt.

Fragen wir uns ersteinmal: Welcher Schüler hat niemals gedroht "die verdammte Schule abzufackeln", oder ähnliches? [Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt hatten derartige Äußerungen bei mir allerdings einen weniger krassen Wortlaut]
Doch nun die (leidliche) Debatte: Computerspiele, die Gewalt beeinhalten verbieten, oder nicht? Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, ist sehr dafür.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes fühlte sich sogar verpflichtet, angesichts brutaler Computerspiele und eines "zunehmenden Werteverfalls" vor einer Gesellschaft, die "irgendwann selber Amok läuft" zu warnen.

"Der 18-Jährige hatte offensichtlich bereits vor Jahren in einschlägigen Internetforen Gewaltakte angekündigt."
Genau DAS ist der Werteverfall, die schleichende Ignoranz, das jeder-kümmert-sich-nur-um-sich-selbst-Gefühl; nicht dass die Leute nicht mehr in die Kirche gehen. Und das ist auch der einzige Punkt, in dem die Gesellschaft (passiv) Amok läuft. Weil erst alle still sind, aber dann nicht die Ruhe bewahren können.

Doch PC-Spiele verbieten? Ist das sinnvoll? Reisen wir gedanklich zurück in die Zeit der Prohibition, des absoluten Alkoholverbots in den USA Anfang des 20.Jahrhunderts. Wir würden Al Capone und Banden - und Trinker - treffen. Daher lautet die klare Anwort nein - besonders wenn wir uns vor Augen halten, dass es um Jugendschutz geht, und junge Menschen (manchmal unberechtigterweise) berüchtigt dafür sind, das zu tun, was verboten wurde.

Das Folgende mag euch überraschen: Ich habe selbst Gewaltspiele gespielt. Doch (ohne arrogant wirken zu wollen, und ganz psychisch in Ordnung bin ich ehrlicherweise auch nicht, was aber nicht an den Spielen liegt) ich bin ein Beweis dafür, dass man weder dumm noch gewalttätig von Counterstrike(was ich nie gespielt habe) und Co. wird.
Mit zwölf spielte ich Tomb Raider (ab 16), mit 14 GTA (keine Jugendfreigabe). Zum Glück nicht exzessiv, im Gegensatz zu vielen meiner (männlichen) Mitschüler. Diese können gut und gerne 5 Stunden mit Hitman oder im Battlenet (Warcraft, Guild Wars) verbringen. Doch auch sie werden (ich hoffe es, zumindest) nicht sobald Amok laufen.

Und überhaupt: Ist es GUT/AKZEPTABEL, wenn über 18- Jährige Gewaltspiele a la SILENT HILL 4 - THE ROOM (5 Minuten mit dem Spiel und ich bekäme Alpträume, obwohl ich nicht "zimperlich" bin) spielen? Es ist auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen.Jüngere mögen aus Neugier oder wegen Gruppendynamik handeln, Erwachsene weil sie entsprechende Neigungen haben (was dann gefährlcher ist).

Apropos Neigungen: Meiner Einschätzung nach muss der Mensch prädisponiert sein, von Gewaltakten fasziniert sein, BEVOR er entsprechende Spiele zockt. Erst ist das Spiel ein Ventil für (Schul)frust, kann aber dann zur Agitation beitragen. Das dürfte hier der Fall gewesen sein.

Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) erklärte, es gebe einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag, "alles dafür zu tun, dass sich Menschen nicht als Verlierer fühlen und jedes Selbstwertgefühl verlieren".
Exakt. Das Probelm muss bei der Wurzel gepackt werden, keine Alibigründe besetigt werden.

Doch selbst die Jugenschützer schaffen es, sich auf äußerst ironische Weise zu widersprechen:
" Counter-Strike für Kinder und jüngere Jugendliche nicht geeignet...insgesamt aber nicht so brutal, dass es auf den Index gesetzt werden müsse...ein wesentlicher Bestandteil des Spiels, virtuelle menschliche Gegner zu töten... bei diesen Szenen auf Effekthascherei verzichtet..."
Welcher Mörder könnte damit argumentieren, sein Opfer "ohne Effekthascherei" getötet zu haben?
Manche argumentieren, dass Computerspiele viele mauelle Fähigkeiten und die Sinne schulen, zum Beispiel die Reflexe, taktisches/logisches Denken, Englischkenntnisse, Geschichtswissen.
Ob man diese Fähigkeiten ausgerechnet mit Kriegsspielen (interessanterweise spielen Iraks und Vietnams Kinder Krieg auf dem Hinterhof) erwerben muss, sei dahin gestellt.

Fazit: Derartige Spiele sollten nicht gespielt werden, aus ethischen Gründen (immerhin verwendet die die US-Army PC-Games, um ihre GIs auf den Krieg* einzustimmen), aber sie sind in der Regel nicht die Ursache von Amokläufen, maximal der Auslöser.


*Und irgendwie ist es - besonders bei Deutschen - nicht lustig, 1939-45 virtuell nachzuspielen, egal auf welcher Seite.

Bemerkenswertes

Was auch immer geschieht, nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, zu trinken. Erich Kästner Augenblicklich - Fotos des Tages

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